"Online-Handel wird dramatisch wachsen"
Der Versandhändler Universal startete vor 45 Jahren mit einem 100 Seiten dicken Katalog. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen einen Umsatz von 120,2 Mio. Euro, davon wurden mehr als 70 Prozent über das Internet erzielt. In den nächsten fünf Jahren ist ein kräftiges Umsatzwachstum auf 220 Mio. Euro geplant. "Das ist eine jährliche Wachstumsrate von über zehn Prozent. In den letzten drei Jahren hatten wir ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 9 Prozent", sagte der Geschäftsführer Harald Gutschi am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien.
Aktuell werden 20.000 Produkte im Katalog und einer Million Produkte online in den Bereichen Mode, Wohnen und Technik angeboten. Universal gehört zur Otto Gruppe und ist in Österreich nach Amazon der zweitgrößte Onlinehändler. "Bei den Möbeln sind wir sogar die Nummer Eins", so Gutschi. Im Gegensatz zu Zalando, die mit viel Geld sehr laut seien und sich so Marktanteile kaufen würden, setze Universal auf profitables Umsatzwachstum. Zalando setzt laut Gutschi rund 1,5 Mrd. Euro um, die Otto-Gruppe 11,8 Mrd. Euro.
Bis zum Jahr 2018 will Universal 85 Prozent des Gesamtumsatzes über das Online-Geschäft abwickeln. "Wir sind im digitalen Zeitalter angekommen. In Wahrheit ist Universal mittlerweile ein Onlineversandhändler", so Gutschi. Der Printkatalog würde die Kunden mehrheitlich nur mehr inspirieren und den Onlineshop befeuern.
Der gesamte Online-Handel wird in den nächsten Jahren laut Gutschi dramatisch wachsen. In diesem Jahr geben die Österreicher pro Jahr 6,4 Mrd. Euro im Internet aus - das sind 16 Prozent der gesamten Non-Food-Ausgaben. Nimmt man den Lebensmittelhandel dazu, werden elf Prozent der gesamten Ausgaben im Einzelhandel im Internet ausgegeben. Von 2010 bis 2013 sind die Online-Ausgaben von 5 Mrd. auf 6,4 Mrd. Euro gestiegen.
"Es werden neue Modelle im Online-Handel entstehen", sagte der deutsche Wirtschaftspublizist Andreas Haderlein bei der Pressekonferenz. Als bereits entwickelte Modelle nannte er etwa Videoberatung über das Internet, neue Shopping-Modelle, bei denen Kunden sich gegenseitig Kleidung empfehlen oder die Möglichkeit, online Beratungstermine für einen kleinen Verkaufsraum reservieren zu können, die Kleidung aber nach Hause zugestellt zu bekommen.
Dass sich der stationäre Handel im Umbruch befindet, untermauerte Gutschi mit Prognosen vom Standortberater RegioPlan, wonach im ersten Halbjahr 2013 erstmals die Verkaufsfläche in Österreich im Vergleich zum Vorjahr gesunken sei. In fünf Jahren werde sich die Verkaufsfläche in Österreich um 25 Prozent reduzieren. "Der stationäre Flächenwahnsinn der letzten Jahren rächt sich", so Gutschi. Es sei kein Zufall, dass es in den letzten Jahren viele Insolvenzen im Handel gegeben habe.
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