Ohne Geld ka Navi: Europas Navi-System Galileo auf finanziellen (und politischen) Irrwegen
Statt der anvisierten 3,4 Mrd. Euro soll sich das Prestige-Projekt mit mindestens 4,5 Mrd. zu Buche schlagen. Evert Dudok, Chef der EADS-Tochter Astrium, hat diesen Betrag nun anlässlich der Luftfahrtmesse in Paris-Le Bourget eingefordert.
Mit dem Satelliten-Navigationssystem will die Europäische Weltraumorganisation ESA die Abhängigkeit vom bekannten US-Dienst GPS beenden. Dazu sollen 30 Satelliten um die Erde kreisen. Erst am Montag hatte die ESA die Raketen-Betreibergesellschaft Arianespace mit dem Transport der ersten vier Galileo-Satelliten beauftragt. Sie sollen voraussichtlich in einem Jahr vom europäischen Raumfahrtbahnhof Kourou in Französisch-Guayana ins All geschossen werden.
Ursprünglich war geplant, mit Galileo bereits 2008 online zu gehen. Dass aus diesem Termin nichts wurde ist - wie meistens - der Politik anzukreiden. Lange Zeit wurde nämlich darum gestritten, welches Land die Kontrollzentren beherbergen darf. Weitere Verzögerungen drohen, weil jetzt eine Entscheidung über den Bau der Satelliten ansteht. Unklar ist nämlich, ob der Bremer Raumfahrtkonzern OHB Technology bei allen 30 Satelliten zum Zug kommt und ob vorerst nur 16 Satelliten gebaut werden sollten. Gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise würden viele Politiker den lukrativen Auftrag zudem gerne in ihre eigenen Länder umleiten.
Diesem Ansinnen stellt sich jedoch Dudek entgegen. Eine Aufteilung auf zwei Anbieter mache keinen Sinn, da dadurch Skaleneffekte verloren gehen, und sich die Satelliten dadurch erheblich verteuern würden. Außerdem müsse die Entscheidung bis Ende dieses Jahres fallen, um weitere Verzögerungen zu vermeiden. Im bisherigen Budget von 3,4 Milliarden Euro entfallen etwa 840 Millionen Euro auf den Bau der Satelliten.
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