Großbaustelle Media-Saturn: Neue (Preis-)Konzepte & gebündeltes Multichannel sollen’s richten
„Tiefgreifende Neuausrichtung.“ Die von Eigenzerfleischung und Umsatzrückgängen belastete Elektronikhandelskette Media-Saturn will umbauen. Getestet wird deshalb ein „preisaggressives Konzept“. Das Konzept „Connected World“ soll fix ausgerollt werden, die neugegründete Media-Saturn E-Business GmbH das Multichannel-Konzept optimieren. Dem Umbau fallen etwa 200 Arbeitsplätze in der Verwaltung zum Opfer.
Media Saturn spürt den harten Wettbewerb. "Als Marktführer der gesamten Branche haben wir uns zu einer tiefgreifenden Neuausrichtung entschieden", erklärte Media-Saturn-Chef Horst Norberg am Mittwoch. Um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, werde es "in den nächsten Monaten in geringem Umfang auch Personalanpassungen" geben. Rund 200 der insgesamt rund 65.000 Stellen sollen abgebaut werden, betriebsbedingte Kündigungen sind dabei nicht ausgeschlossen. Die Tochter des Handelsriesen Metro stehe vor "dem größten Wandel unseres Unternehmens seit seiner Gründung", sagte Norberg. Media-Saturn leidet unter der Konkurrenz von Online-Händlern wie Amazon und Preiskämpfen in der Branche.
„Preisaggressives Konzept“ in der Testphase
„Unter dem Namen Media Markt Depot testen wir ein preisaggressiveres Konzept in den unteren und mittleren Angebotsklassen in sehr einfacher Ladenausstattung“, sagt Norberg im Gespräch mit Die Welt. Hier geht’s um Standard-Sortimente des täglichen Gebrauchs, die auf einem sehr niedrigen Preisniveau gefahren werden. „Wir führen nach diesem Konzept einen Markt in Ungarn, drei weitere sind in Polen geplant, wir prüfen den Einstieg in weiteren Ländern.“ Ein weiteres neues Format ist Saturn Connect. Das sind kleine Läden in Innenstädten und Einkaufszentren, die sich auf Mobilfunk, Laptops, Computer und weitere Digitalgeräte konzentrieren. „Hier haben wir bisher einen Shop in Kattowitz in Polen und zwei in den Niederlanden.“ Das ist aber alles noch in der Testphase. Und ob sich Media-Saturn bei dem dichten Marktnetz mit Diskontern selbst Konkurrenz macht, ist eher unwahrscheinlich.
Fix ausrollen möchte Media-Saturn in Österreich das Konzept „Connected World“. „Viele Geräte sind heute sehr intensiv miteinander kombinierbar, beispielsweise bei den Themen Heimsteuerung oder Musik-Streaming. Bisher präsentieren wir und andere überwiegend Insellösungen. Künftig wollen wir über die unterschiedlichen Marken und Einzelgeräte hinweg zeigen, welche technischen Lösungen schon heute möglich sind, etwa beim Zusammenspiel von Musik, Licht und Alarmanlage“, so Norberg in Die Welt.
Ware soll am Tag der Bestellung zur Verfügung stehen
Außerdem will Norberg den stationären Handel in den Märkten von Media Markt und Saturn stärker mit den Online-Shops verknüpfen, im Internet bestellte Waren können etwa umgehend in den Geschäften abgeholt werden - künftig sollen möglichst noch am Tag der Bestellung zur Verfügung stehen. Media-Saturn will nun Abläufe, Strukturen und Schnittstellen an dieses sogenannte Multichannel-Geschäft anpassen, kündigte Norberg an. Alle kundennahen Multichannel-Aktivitäten würden deshalb in einer Media-Saturn E-Business GmbH gebündelt. Die Media-Saturn E-Business ist eine Dienstleistungsgesellschaft, die für alle 17 Länder, in denen Media-Saturn tätig ist, arbeitet.
Weniger Umsatz, weniger Gewinn
Der Umsatz der Kette war im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2013/14 mit dem wichtigen Weihnachtsgeschäft um 0,7 Prozent auf 6,6 Mrd. Euro gesunken, der operative Gewinn vor Sonderfaktoren ging auf 289 (Vorjahr: 332) Mio. Euro zurück. Branchenexperten erwarten angesichts des unvermindert harten Wettbewerbs auch für die Zeit von Jänner bis März Umsatzrückgänge bei der Kette.
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