Geizhals: „Händler haben E-Mails als Beweis für Druck-Ausübung durch Industrie“
Wie berichtet, hat Geizhals seine Händler aufgefordert, sich an die Bundes-Wettbewerbsbehörde (BWB) zu wenden. Die Motivation dahinter: „Man hat uns und die Fachhändler in der Vergangenheit massiv gereizt“, so Marketing- & Sales-Chefin Vera Pesata. Auf Anonymität dürfen Händler in einem Verfahren freilich nicht bauen.
„An uns haben sich viele Händler gewandt, weil sie massiv unter Druck durch die Lieferanten stehen“, erklärt Pesata. „Manche machen’s besonders dumm. Es gibt daher sogar E-Mails, die beweisen, dass und wie Druck ausgeübt wurde.“ Die Ergebnisse einer Umfrage unter der Händlerschaft im vergangenen Jahr hätten dann selbst das Geizhals-Team erstaunt: 47 Prozent der Befragten berichteten von Versuchen, durch Druck-Ausübung die Preisgestaltung zu beeinflussen.
Dass es dabei um kleine Garagen- und Hinterhof-Händler gehen könnte, die mit Preisen jenseits wirtschaftlicher Vernunft den Markt stören, stellt Pesata eindeutig in Abrede: „Es ist der Fachhandel, auf den mit allen möglichen Methoden losgegangen wird.“ Jemand, der sich mit Hinweisen an die BWB wendet, kann allerdings nur vorläufig mit Anonymität rechnen. „Im Zuge des Verfahrens kann der Hersteller Akten-Einsicht nehmen“, erläutert Markus Nigl, Leiter der Geizhals-Rechtsabteilung. Wozu die Sales-Chefin meint: „Jemand, der wütend ist, ist vielleicht auch mutig genug, trotzdem diesen Schritt zu wagen.“
„Das wäre dann der Super-GAU!“
Das in Kürze erscheinende Jänner/Februar-Elektrojournal lässt vergleichbare Fälle aus Deutschland, die bereits ausjudiziert wurden, Revue passieren. Abhängig vom Jahres-Umsatz wurden dort Straf-Zahlungen in bis zu siebenstelliger Höhe gefordert. Selbst dem Geizhals-Rechtsexperten geht die deutsche Judikatur nach eigenem Empfinden zu weit: „In Deutschland darf man als Lieferant vielleicht noch eine UVP-Liste ausschicken, aber dann sollte man am besten nie wieder anrufen.“ Seine Kollegin ist da schon eine Spur radikaler: „Ich würde mir für Österreich eine ähnliche Härte wünschen. Der Konsument ist schließlich nicht bereit, Österreich-spezifische Preise zu akzeptieren.“
Bei der Preisvergleichs-Plattform fühlt man sich insbesondere durch die großflächig geübte Praxis des Entzugs der Bildrechte sekkiert. Bei vielen Marken oder einem großen Teil bestimmter Produkt-Gruppen waren in der Vergangenheit keine Bilder der Geräte mehr zu finden. Um Abhilfe zu schaffen, wurde unter Bepixelung.org eine eigene Plattform zum Austausch selbstgeschossener Produkt-Fotos gegründet, die Händlern und anderen Plattformen zur Verfügung gestellt werden können.
Pesata: „Man hat uns massiv gereizt und versucht, dem Online-Handel insgesamt zu schaden.“ Die Drohung, die die Geizhals-Managerin in Aussicht stellt: „Derzeit gibt es viele deutsche Händler, die zwar nach Österreich versenden, aber nicht auf unserer Österreich-Plattform zu finden sind, da sie hier keine Niederlassung haben. Die könnten wir auf Geizhals.at einbinden. Das wäre dann der Super-GAU!“ Nachsatz: „Aber das werden wir natürlich nicht machen …“
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