
Creditreform Insolvenzstatistik: Insolvenzentwicklung bleibt stabil, Privatkonkurse sinken
Die finalen Zahlen der Creditreform Firmeninsolvenzstatistik für das Jahr 2019 zeigen eine Stabilisierung der Firmeninsolvenzverfahren auf niedrigem Niveau. Bei Privatpersonen gab’s sogar einen Rückgang.
11 Fälle betrug der Zuwachs in der Firmeninsolvenzstatistik 2019. Die Zahl der eröffneten Verfahren ist minimal um 0,6 % auf 3.133 Verfahren gestiegen. In 2.102 Fällen (-0,4 %) wurden die Insolvenzanträge mangels kostendeckenden Vermögens abgewiesen. Dazu Creditreform-Chef Gerhard Weinhofer: „Österreichs Konjunktur erweist sich dank der starken Exporte und dem guten Binnenkonsum als stabil. Zudem haben sich die heimischen Unternehmen durch den Aufbau von Eigenkapital krisenresistenter gemacht.“
Die Insolvenzursachen liegen in Managementfehlern, im Wettbewerb (Konkurrenzdruck, sinkende Margen) sowie im Kapitalmangel. Mehr als 14.000 Arbeitsplätze waren betroffen. Die Insolvenzpassiva lagen in Summe bei über 1,7 Mrd. Euro. Laut einer Creditreform-Studie waren ca. 41,5 % der heimischen Unternehmen zumindest von einer oder mehreren Kundeninsolvenzen betroffen. 77 % der Gläubiger waren dabei Kleingläubiger, die Insolvenzforderungen von max. 10.000 Euro hatten.
Bundesländervergleich
Den stärksten Rückgang verzeichneten Niederösterreich (-7,4 %), die Steiermark (-4,9 %) und Oberösterreich (-4,4 %). Hingegen stiegen die Insolvenzen stark in Tirol (+35,4 %), in Salzburg (+10,6 %) und in Vorarlberg (+8,0 %). Die höchste Insolvenzbetroffenheit herrschte in der Bundeshauptstadt mit rund 17 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen, die geringste in Vorarlberg mit 7 von 1.000 Unternehmen. Österreichweit mussten rund 11 von 1.000 Unternehmen den Gang zum Insolvenzgericht antreten.
Branchenvergleich
Erfreulich ist die Entwicklung in den für die Wirtschafts- und Arbeitsmarktentwicklung wichtigen Branchen „Handel“ (-8,0 %), „Sachgütererzeugung“ (-5,4 %) und „Bauwesen“ (-2,3 %). Einzig im Transportwesen („Verkehr- und Nachrichtenübermittlung“) ist die Zahl der Insolvenzen mit einem Plus von 27,9 % sehr stark gestiegen. Trotz des Rauchverbotes gab es nur um 27 Verfahren mehr in der Gastronomie.
Conclusio 2019 – Ausblick 2020
Wenn es 2019 auch nur minimal um 11 Insolvenzen mehr gab, so hat doch eine Trendwende eingesetzt. 2018 verzeichnete man noch so wenige Firmeninsolvenzen wie zuletzt 2001. Eine Creditreform-Umfrage unter 1.700 österreichischen Unternehmen im vergangenen Herbst zeigt, dass der Optimismus seine Grenzen hat, die Zuversicht zurückgegangen ist und die Unternehmen vorsichtiger sind. Die Geschäftslage ist nach wie vor positiv, aber die Erwartungen für die kommenden Monate sind heruntergeschraubt. Die Gründe dafür sind die anhaltende Verunsicherung in der Entwicklung der Weltwirtschaft (aktuell die Sorge vor den Auswirkungen des Corona-Virus), der noch nicht abgewendete harte BREXIT und nicht vorhersehbare Krisen im Nahen Osten, Nordkorea etc. Das Wirtschaftsklima ist daher mit derselben Zuverlässigkeit wie das allgemeine Wetter des laufenden Jahres prognostizierbar.
In der Langzeitentwicklung der Firmeninsolvenzen in Österreich werden diese 2020 auf einem relativ geringen Niveau verharren. Die eine oder andere Großinsolvenz ist aber nicht auszuschließen.
Privatkonkurse sinken weiter
Einen Rückgang um fast 5 % auf ca. 10.800 Verfahren zeigen die Zahlen bei den Privatinsolvenzen. Die Anzahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren ist hierbei um knapp 4 % auf rund 9.700 Verfahren gesunken, die mangels Vermögen abgewiesenen Insolvenzanträge sind sogar um über 9 % auf 1.086 Fälle zurückgegangen. Die Durchschnittsverschuldung liegt bei rund 70.000 Euro. Ehemals Selbständige, die rund ein Viertel aller Betroffenen ausmachen, haben laut Schuldnerberater durchschnittlich 124.000 Euro an Schulden angehäuft. Die von Creditreform im Herbst 2019 befragten rund 1.700 Gläubiger sehen als häufigste Insolvenzursachen den Verlust des Arbeitsplatzes, den sorglosen Umgang mit Geld und Ehescheidungen.
Gute Arbeitsmarkt- und Konjunkturdaten sowie eine Normalisierung bei der Insolvenzantragsstellung nach der Reform des Privatinsolvenzrechts 2017, die eine schnellere und einfachere Entschul-ung ermöglicht, haben zu einem starken Rückgang der Verfahren geführt. Für das laufende Jahr ist aufgrund der robusten Wirtschaftslage eine Stabilisierung der Privatinsolvenzen bei rund 10.000 Fällen zu erwarten.
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